„Ich fühle mich gesehen“ – Feierliche Vergabe der Deutschlandstipendien

27 Studentinnen und Studenten der KU erhalten in diesem Jahr das Deutschlandstipendium. In einem feierlichen Festakt wurden den neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre Urkunden überreicht und sie hatten Gelegenheit ihren Förderern zu begegnen und zu danken. Dabei wurde deutlich, dass das Deutschlandstipendium mehr als finanzielle Unterstützung für die Studierenden bedeutet: Die Unterstützung zeigt, dass sowohl die guten Leistungen im Studium, aber auch das gesellschaftliche Engagement oder die Benachteiligung durch persönliche oder familiäre Umstände gesehen werden.

Christina Kliegl, die das Deutschlandstipendium zum wiederholten Mal erhält, hatte andere Stipendiatinnen und Stipendiaten gefragt, was die Unterstützung für sie bedeutet: Es sei eine Anerkennung ihrer Leistungen, mehr als nur finanzielle Unterstützung und mache die Welt zu einem besseren Ort.

Mona Winzer
Deutschlandstipendiatin Mona Winzer zeigt ihren "Osterdank"

Dies bestätigte auch Mona Winzer. Für sie waren die ersten Jahre ihres interdisziplinären Bachelor-Studiums der Kunstgeschichte und -pädagogik von großen gesundheitlichen Problemen und finanziellen Nöten begleitet. Irgendwann war alles zu viel: „Wenn das Päckchen zu schwer wird, muss man sich Hilfe holen, aber man muss sie eben auch bekommen!“ erklärt sie. Denn bevor Winzer nun für das Deutschlandstipendium ausgewählt wurde, waren viele Hilfsmöglichkeiten, die sie beantragte, abgelehnt worden. „Sie sehen es nicht, aber ich bin schwerbehindert, ich habe Schmerzen, jeden Tag, jede Stunde, jetzt gerade“, beschreibt sie ihr Leben mit einer chronischen Erkrankung. Trotzdem war sie oft zwar „behindert, aber nicht behindert genug - arm, aber nicht arm genug“, um Unterstützung zu bekommen. Dass sie nun das Deutschlandstipendium erhält, ist natürlich eine ganz konkrete finanzielle Entlastung, vor allem aber „fühle ich mich von der Jury gesehen!“. Mona Winzers Ziel ist es, ihr Studium zu schaffen. Was für andere Studierende selbstverständlich ist, ist bei ihr mit großen Anstrengungen und Mehrfachbelastungen verbunden. Sie wird für ihr Studium länger brauchen als viele ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen, aber sie will nicht nur als schwach gesehen werden. „Ich bestehe aus mehr als aus meinen Diagnosen. Sie machen mich nicht schwach, sondern ich weiß, was ich kann! Ich bestehe aus Wissbegierde und Liebe zum Tanz, ich bin kreativ.“ Diese Kreativität brachte sie auch in ihrem Dank an die Förderer zum Ausdruck. Sie überreichte einen vielschichtigen Linolschnitt, der mit einem Frühlingsmotiv darstellen soll, „dass wir auch die kleinen Dinge in unserem Leben wahrnehmen und schätzen, was wir haben.“

Prof. Hans Gärtner hat ein Deutschlandstipendium gestiftet
Prof. Hans Gärtner (zweiter von links) hat ein Deutschlandstipendium gestiftet, das der Studentin Lilly Török zugute kommt.

„Gesehen werden“ hat viel mit Wertschätzung zu tun, und davon profitiert die gesamte Gesellschaft. Dies betonen die beiden Studierendenvertreterinnen in der Auswahlkommission Jana Hufnagl und Lucie Mair. Ihnen war es wichtig, dass die Kommission sich intensiv mit den Bewerbungen beschäftigt hat: „Innerhalb der Jury-Sitzungen gab es viel Raum für Diskussionen und wir konnten studentische Perspektiven einbringen“, erklärt Mair. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten werden in ihrem ehrenamtlichen Einsatz unterstützt und gefördert. Mair sieht daher im Deutschlandstipendium einen wertvollen Beitrag zur Demokratie und zum gesellschaftlichen Engagement. 

Schon zuvor hatte der Deutschlandstipendiat Matthias Berg darüber gesprochen, dass „von gelebter Wertschätzung unsere gesamte Gesellschaft profitiert“ und die Bedeutung der freien Forschung in den Mittelpunkt gestellt. „Menschenwürde und Vielfalt sollen nicht „Unwort des Jahres“ werden!“ sagt Berg. Er sieht im Deutschlandstipendium eine wichtige Möglichkeit, Engagement zu stärken und die Möglichkeit, gegensätzliche gesellschaftliche und politische Positionen in den Dialog zu bringen. 

Gruppenbild Deutschlandstipedium 2025
Die Empfängerinnen und Empfänger des Deutschlandstipendiums 2025 mit den Förderinnen und Förderern

Alle 27 Studierenden, die in diesem Jahr ein Deutschlandstipendium an der KU erhalten, können nicht nur gute Noten aus der Schulzeit und dem Studium sowie soziales oder gesellschaftliches Engagement vorweisen. Hinzu kommen soziale Kriterien, die der zusätzlichen Belastung der Studierenden wie Krankheit Rechnung tragen. Damit passt das Deutschlandstipendium mit seinen Förderkriterien hervorragend zum Profil der KU, die das soziale und gesellschaftliche Engagement von Studierenden fördert und es sich zum Ziel gesetzt habe, Menschen aus allen sozialen Herkünften ein Studium zu ermöglichen, um so einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit und -teilhabe zu leisten. 

Stipendiengeber sind in diesem Jahr unter anderem die LIGA Bank-Stiftung, die Eichstätter Universitätsgesellschaft und die Universitätsstiftung, der Förderkreis der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und die Willibald-Schmidt-Stiftung Beilngries. Erstmals stiftet die Mitarbeitervertretung der KU ein Stipendium, finanziert aus der so genannten Rest-Cent-Aktion der MAV. Auch Professorinnen und Professoren des Mathematischen Instituts für Maschinelles Lernen und Data Science stiften erstmals gemeinsam ein Stipendium. Weitere Stifter sind Unternehmen, Alumni der KU, mehrere emeritierte Professoren sowie Organisationen wie der Lions Club Eichstätt. Förderer zahlen beim Deutschlandstipendium pro Stipendium monatlich 150 Euro – der Staat legt die gleiche Summe nochmals dazu.

Mehr Informationen zum Deutschlandstipendium unter
www.ku.de/deutschlandstipendium